Karneval in Dunkerque

Ausgelassenes Festtagsvergnügen für die ganze Familie

Drei Monate lang kommt die französische Karnevals-Kavallerie in ihren tollsten Kostümen zusammen, um in einer fröhlich-familiären Stimmung durch die Straßen von Dunkerque zu ziehen und zu feiern. Stets angeführt von einem Tambourmajor, in der alten Uniform eines Grenadiers, treiben sich die "Carnavaleux" in kunterbunten Umzügen und Paraden durch die Hafenstadt am Ärmelkanal. Jeden Samstagabend findet in diesem Zeitraum außerdem ein großer Volksball statt. Und auch an den darauf folgenden Sonntagen bleibt in dieser Zeit nichts heilig, denn verschiedenste Bands sorgen an den Nachmittagen in den Straßen für ordentlich Rambazamba. Höhepunkt des "Carnaval de Dunkerque" ist dann die Woche um Faschingsdienstag. An den"Les Trois Joyeuses", also am Sonntag, Montag und Dienstag vor Aschermittwoch, geben die über 50 Karnevalsvereine von Dünkirchen, so der Ortsname auf Deutsch, nochmal richtig Gas, singen, schunkeln und tanzen, was das Zeug hält. Auch der Straßenkarneval wird dann nochmal richtig angefacht, sodass die kleine Küstenstadt an diesen drei Tagen ihre wildesten Feiern, Partys und Paraden erlebt. Ein Riesenspaß für Groß und Klein sowie Jung und Alt!

Am "mardi gras", dem fetten Dienstag, haben Sie dann vor der beginnenden Fastenzeit noch einmal Gelegenheit, so viele der für die fünfte Jahreszeit so typischen, süßen Crêpes und Bugnes (dünne Krapfen) zu verputzen, wie Sie können. Na, wer aus der Familie schafft die meisten? Bei der ganzen Futterei dürfen Sie am selben Tag aber auf gar keinen Fall das Spektakel und die Besonderheit des Karnevals in Dunkerque verpassen: den "Jet de Harengs", den Heringswurf. Die Paraden rücken dazu bis auf den Rathausplatz vor. Dort beginnen die Massen, den Hering zu fordern, den der Bürgermeister gemeinsam mit seinen Stadträten vom Balkon wirft. Etwa 500 Kilogramm Fisch fliegen Ihnen so um die Ohren. Kamelle der besonderen Art!

Der Heringswurf erinnert dabei an die Ursprünge des närrischen Treibens, das wohl im 17. Jahrhundert angefangen haben soll. Damals war Dunkerque ein wichtiger Hafen für den Kabeljau-Fischfang. Die Überfahrt zu den Fanggründen vor Island war gefährlich, konnte bis zu sechs Monate dauern und viele Seeleute kamen nie zurück. Das führte dazu, dass die Bootskapitäne den Matrosen die Hälfte ihrer Heuer als Handgeld vorab anboten. Bevor die Flotten dann in See stachen, gab es dann ein Festessen, die "Foye". Und da der Aufbruch ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang war, wurde dementsprechend auch nochmal ordentlich gefeiert und das bereits ausgezahlte Handgeld bei wilden Festen verprasst. Bis heute verkleiden sich noch viele Teilnehmer als Seemänner und Piraten oder werfen sich bei schlechtem Wetter die klassische, gelbe Regenjacke der Matrosen auf See über. So viel gute Stimmung in Kombination mit Tradition hat 2016 auch die UNESCO überzeugt – seitdem gehört das riesige Spektakel an der nordfranzösischen Küste zum immateriellen Welterbe.

Napoleon war das närrische Treiben übrigens immer suspekt. Weil er Revolutionen fürchtete, ließ er die Umzüge seinerzeit verbieten. Ein Grund mehr, sich über die heutige Frei- und Ausgelassenheit zu freuen.