Typisch bayerische Küche

Die typisch deutsche Küche – dazu gehören Weißwurst, Brezeln und jede Menge Bier, oder nicht? Ein bekanntes Klischee, doch genau so sieht die Vorstellung der kulinarischen Seite Deutschlands in anderen Ländern oftmals aus; und wird zudem auch noch direkt in Verbindung mit dem weltweit bekannten Oktoberfest gebracht. Was allerdings mancherorts als typisch deutsch gilt, ist hierzulande wohl eher speziell der süddeutschen Region Bayern zuzuordnen. Doch neben den bereits genannten Klassikern kann die bayerische Küche noch so viel mehr als das! Es lässt sich dabei nicht bestreiten, dass die regionalen Spezialitäten, die mitunter aus einer langjährigen Tradition heraus entstanden sind, als äußerst gehaltvoll und deftig gelten. Natürlich werden hier auch Laugenbrezeln und Weißwürste verspeist, aber genauso gerne landen eben auch viele weitere Fleisch- und Bratengerichte sowie Knödel und Mehlspeisen auf dem Tisch. Teilweise erinnern die Kreationen sogar an die österreichische, böhmische und auch tschechische Küche. Und da man hier besonders stolz auf das köstliche Bier ist, kommt das ebenfalls in so einigen Gerichten zum Einsatz.

Doch Bayern ist nicht gleich Bayern! So finden sich in Franken beispielsweise nochmals ganz eigene Speisen wie der Zwiebelkuchen oder die Nürnberger Rostbratwürstchen, die nur nach einer amtlich festgelegten Rezeptur von 1998 sowie exklusiv auf dem Gebiet der größten Stadt Frankens hergestellt werden dürfen. Ob drei der kleinen Würstchen in einer Semmel, hier "Drei im Weggla" genannt, oder ein halbes oder ganzes Dutzend auf dem Teller – diese Delikatessen müssen sich keinesfalls hinter den berühmten Weißwürsten verstecken! Auch Fischgerichte mit Forellen und Karpfen sowie Kren, also Meerrettich, sind in Franken äußerst beliebt. Mit der schwäbischen Region wie dem Allgäu bringt man hingegen Schupfnudeln mit Sauerkraut und Speck oder auch die beliebten Käsespätzle in Verbindung. Letzteres sollte vor allem die Vegetarier freuen, da die bayerische Küche ansonsten doch eher fleischlastig ausfällt. Gemütlichkeit spielt beim Essen im Süden Deutschlands ebenso eine wichtige Rolle – und die wird vor allem in den großen Wirtshäusern, wie zum Beispiel in München, gelebt. Die Lokale verfügen meist auch über einen großen Biergarten, der vor allem in den Sommermonaten zum gemeinsamen Schlemmen und Genießen einlädt. Auf den Volksfesten wie dem Erdinger Herbstfest oder der Augsburger Plärrer können Sie ebenfalls regionale Spezialitäten kennenlernen. Allem voran steht dabei natürlich die Wiesn, die jährlich Millionen von Besuchern anlockt. Und hier wird nicht nur reichlich Weißbier getrunken: Lebkuchenherzen mit buntem Zuckerguss, gebrannte Mandeln, deftige Schweinshaxen und Brathendl – genießen Sie all die vielen Leckereien, wenn es mal wieder heißt: O'zapft is!

Leberkäse, Weißwurst und Obazda

Natürlich müssen Sie nicht zwingend zum Oktoberfest anreisen, um die traditionell bayerischen Gerichte probieren zu können! Die Wirtshäuser und urigen Lokale verwöhnen Sie das ganze Jahr über mit deftiger Hausmannskost. Fällt der Hunger einmal etwas kleiner aus oder möchten Sie sich nach Ihrer Besichtigungstour mit den Kindern etwas stärken, bietet sich als leckere Zwischenmahlzeit vor allem die überaus beliebte Brotzeit an. Auf Holzbrettern serviert man Ihnen dabei Laugengebäck oder Bauernbrot mit den dazu passenden kalten Belägen wie Bratenaufschnitt, Bayerischer Blauschimmelkäse und Radieschen. Die bayerische Delikatesse Obazda darf selbstverständlich auch nicht fehlen! Aus Camembert, Butter, Quark oder Rahm und fein gehackten Zwiebeln entsteht eine streichfähige Masse, die, getoppt mit etwas Schnittlauch, perfekt mit einer Brezel oder einer Scheibe Brot kombiniert werden kann. Als Aufstrich eignet sich aber auch der mit Grieben durchsetzte Schweineschmalz. Mit Speckstücken, Äpfeln und Zwiebeln verfeinert, kommt dieser dann unter dem Namen Griebenschmalz daher. Dazu noch eine Maß Weißbier und die kleine Pause im Biergarten ist rundum perfekt!

Abseits davon wollen natürlich auch unbedingt die berühmt-berüchtigten Münchner Weißwürste probiert werden! Diese bestehen aus Kalb- und Schweinefleisch und erlangen durch ausgewählte Gewürze ihren unvergleichlichen Geschmack. In der damaligen Zeit war es Brauch, die Leckereien bereits in den frühen Morgenstunden zuzubereiten und am Mittag auf Märkten oder in Wirtshäusern zu verspeisen. Da sich das Kühlen vor Hunderten von Jahren noch etwas schwieriger gestaltete, wurde den Würsten nachgesagt, dass diese niemals das Zwölf-Uhr-Läuten hören dürften und daher relativ zügig verspeist werden sollten. Heutzutage ist das natürlich deutlich einfacher, dennoch werden die Weißwürste, meist zusammen mit süßem Senf und Brezeln, bevorzugt zwischen 10.00 Uhr und 12.00 Uhr gegessen – der Brauch hält sich also noch bis heute! Die Spezialität wird daher gerne als bayerisches Frühstück bezeichnet. Und wie genau isst man die Würste? Nun, das sogenannten "Zuzeln" ist wahrlich eine Kunst für sich und jeder hat seine eigene Art und Weise. Vielleicht können Sie sich vor Ort ja mal den ein oder anderen Trick abschauen? Ebenso beliebt wie die Weißwürste ist auch der Leberkäse. Entgegen der Annahme, besteht dieser allerdings aus Rind, Schwein, Speck und Gewürzen wie Paprika, Knoblauch, Majoran, Pfeffer und Piment. Käse oder Leber sucht man auf der Zutatenliste also vergebens! Meistens wird der Leberkäse als warme Scheibe in einer Semmel serviert oder kalt mit Holzofenbrot und sauren Gurken genossen. Der perfekte kleine Snack für zwischendurch! Die sogenannten Fleischpflanzerl, die in anderen deutschen Regionen als Frikadellen oder Buletten bekannt sind, bieten sich in einer Semmel ebenfalls als leckere Zwischenmahlzeit an, können aber auch als Beilage zu Bratkartoffeln oder Kartoffelbrei gereicht werden.

Jetzt wird richtig aufgetischt!

Für den größeren Hunger finden sich in der bayerischen Küche natürlich auch eine ganze Reihe an deftigen Hauptspeisen. Als absoluter Klassiker gilt zum Beispiel der Schweinebraten, bei dem das Fleisch über mehrere Stunden hinweg im Wurzelsud und zusammen mit Bier gegart wird. Ganz weit oben auf der Liste an Spezialitäten, die man bei einem Urlaub in Bayern unbedingt probiert haben sollte, steht aber auch die beliebte Schweinshaxe. Im Biersud wird die hintere Schweinshaxe zunächst gegart und erhält im Ofen dann schlussendlich ihre äußerst knackige Kruste. Zusammen mit Knödeln, Soße und Weißkraut ergibt sich eine üppige und köstliche Mahlzeit. Die Fleischspeisen werden im Übrigen gerne von dunklen Bratensoßen und Beilagen wie Semmelknödeln oder Bayerischen Kartoffelknödeln begleitet. Für Letztere kommen nur regionale Kartoffeln zum Einsatz – und zwar zur Hälfte roh und zur Hälfte gekocht. Die Semmelknödel bestehen hingegen aus altbackenen Brötchen, Milch, Zwiebeln und Eiern und gelten nicht nur in Süddeutschland, sondern auch in Österreich und Böhmen als typische Hausmannskost. In Kombination mit Pfifferlingen oder Champignons sind diese auch perfekt für alle Vegetarier geeignet. Daneben findet sich außerdem das sogenannte Bayerisch Kraut auf so einigen Tellern wieder. Geschmort wird der fein geschnittene Spitz- oder Weißkohl zusammen mit Zwiebeln, Speck und auch Kümmel, wodurch er seinen vollmundigen Geschmack erhält.

Böfflamott dürfte Ihnen im Zusammenhang mit Bayern vielleicht noch eher weniger bekannt sein. Vom französischen Gericht "Boeuf à la mode" inspiriert, besteht dieses aus in Rotwein gebeiztem Rindfleisch mit Kartoffeln oder Semmelknödeln. Wer Innereien mag, dürfte sich an der Spezialität Saures Lüngerl erfreuen. Herz oder Lunge werden in einer sauren Essigsoße serviert und teilweise mit saurem Rahm verfeinert. Bei der schwäbischen Spezialität Saure Kutteln kommen hingegen Rindermägen wie Pansen oder Netzmagen zum Einsatz. Das Fleisch wird gekocht, fein geschnitten und mit einer säuerlichen Soße versehen. Suppen sind aber ebenfalls fester Bestandteil der bayerischen Küche. Mit dazu zählen zum Beispiel die Grießnockerlsuppe, die Brotsuppe oder die Leberknödelsuppe. Perfekt, wenn es einmal ein nicht ganz so schweres Gericht sein soll! Und auf Fisch müssen Sie bei einem Familienurlaub in Bayern auch nicht komplett verzichten: Speziell auf Volksfesten wie den Wiesn ist der Steckerlfisch heiß begehrt! Forelle, Renke oder Saibling wird an einem Spieß kräftig gewürzt und im Ganzen gegrillt, wodurch die Haut eine überaus knusprige Konsistenz erhält.

Klassischerweise wird zu all den Gerichten auch immer ein kühles Bier genossen. Neben dem Weizenbier und dem trüben Hefeweizen können Sie aber auch fränkischen Wein wie Silvaner oder Müller-Thurgau verköstigen, ein Radler oder ein Russ, also ein Weizenbier mit Limonade, trinken oder sich nach dem gehaltvollen Essen einen Bärwurz-, Enzian- oder Blutwurzschnaps genehmigen.

Köstlichkeiten für Süßliebhaber

Nach so vielen herzhaften Köstlichkeiten ist es jetzt auch mal Zeit, die süße Seite der bayerischen Küche kennenzulernen. Und die kann sich wirklich mehr als sehen lassen! Sie gelten zwar als Nachtisch, sind dafür aber fast schon so sättigend wie eine Hauptspeise: die leckeren Germknödel! Die mächtigen Hefeklöße werden mit Pflaumenmus gefüllt, mit einer Mischung aus Mohn und Zucker bestreut und mit jeder Menge Vanillesoße übergossen. Noch warm dampfend, erfreut diese Delikatesse sowohl die kleinen als auch die großen Schleckermäuler. Oder wie wäre es mit Apfelkücherln? Dabei werden Apfelscheiben in Bierteig ausgebacken und mit Zimt und Zucker bestreut. Und wer das Dessert noch mit einer eiskalten Süßspeise krönen möchte, kann sich eine Kugel Vanilleeis dazu bestellen. Schoko-Fans dürften sich wohl eher über ein Stück Prinzregententorte hermachen wollen. Die süße Sünde besteht aus mindestens acht dünnen Böden, die einst die Anzahl der Regierungsbezirke Bayerns widerspiegeln sollten. Zusammen mit einer Schokoladencreme werden diese abwechselnd übereinander geschichtet und zum Schluss noch mit einem Schokoladenguss versehen. Für so manch andere Dessert-Kreation greift man in Bayern aber auch gerne auf die Bayerische Creme zurück. Milch, Zucker, Eigelb, Schlagsahne und Gelatine zum Binden – mehr braucht es gar nicht! Löffeln Sie die Creme entweder pur oder genießen Sie diese als Zutat in einer der vielen anderen Nachspeisen. 

Haben Sie außerdem schon einmal von Auszogne gehört? Diese Spezialität aus Bayern wird auch Knieküchle oder Bauernkrapfen genannt. Zurückzuführen ist der Name auf die Art und Weise der Zubereitung. Der Hefeteig wird nämlich über dem Knie auseinandergezogen, wodurch er seine einmalige Form erhält: in der Mitte dünn und am Rand eher dick. In Butterschmalz ausgebacken und mit Puderzucker bestäubt, lässt sich diese Delikatesse am besten zu einer Tasse Kaffee oder einem leckeren Kakao genießen. Wer es nicht ganz so süß mag, sollte Rohrnudeln probieren, die insbesondere in der Fastenzeit auf dem Tisch landen – und dann sogar häufig zur Mittagszeit als fleischlose Alternative an Freitagen. Entgegen der Erwartung handelt es sich hierbei aber nicht um Nudeln, sondern um ein Hefegebäck, das mit Früchten wie Zwetschgen oder Marillen gefüllt, oder pur und ganz ohne Füllung daher kommen kann. Am besten genießt man die Rohrnudeln noch warm mit etwas Puderzucker, Kompott oder Vanillesoße. Und für wen frisches Obst bei einem Dessert unbedingt mit dazu gehört, der wird sich am sogenannten Zwetschgendatschi erfreuen. Das Obst wird dabei in einen Hefeteig hineingedrückt, der auf einem Blech ausgerollt wurde. Hin und wieder gibt man obendrauf auch noch Butter- oder Zimtstreusel. Ein wahrer Genuss und die perfekte Begleitung zu einem wohltuenden Heißgetränk!